Jakobsweg von Le Puy nach Roncesvalles (Via Podiensis)

Wegführung

In Le Puy beginnt die “Via podiensis”, einer der vier klassischen französischen Jakobswege zu den Pyrenäen. Dieser Jakobsweg bezieht seinen Namen von Le Puy (lat. Podium). Nach dem Liber Sancti Jacobi (auch Codex Calixtinus genannt), einer alten Handschrift des 12. Jh. über die Jakobsverehrung, wurde dieser Weg von den Deutschen bevorzugt.

Le Puy verdankt seine Entstehung der ältesten Marienerscheinung Frankreichs. Im ganzen Süden war das Bildnis der “Schwarzen Madonna von Le Puy” in der romanischen Marien-Kathedrale hochberühmt. Von Le Puy inmitten des französischen Zentralmassivs führt der Jakobsweg zunächst zum Pass von Aubrac im gleichnamigen Bergland. Hier wurde zum Schutz der Pilger im 12. Jahrhundert ein einzigartiges Herbergskloster gegründet. Von Aubrac steigt der Wanderer hinunter ins Tal des Lot, einem der großen Flüsse des Landes, der bei Estaing überschritten wird. Jedes Jahr lässt dieses Städtchen seine ruhmreiche Vergangenheit in einer historischen Prozession wieder aufleben.

Dann geht es weiter zur ehemaligen Benediktinerkirche der hl. Fides von Conques. Ihr berühmtes Weltgerichtsportal setzt den Besucher noch heute in Erstaunen. In Figeac unternehmen manche Pilger einen Abstecher zum beliebtesten Marienwallfahrtsort des mittelalterlichen Frankreich, zum Heiligtum Unserer Lieben Frau von Rocamadour. Man trifft sich wieder in Cahors, einem der bedeutendsten Handelsplätze Frankreichs im Mittelalter. Vom Reichtum der Stadt zeugen noch heute die prächtige Kathedrale und eine mächtige Festungsbrücke über den Lot, der “Pont-Valentré”. Von Cahors im Tal des Lot steigt der Pilger wieder auf die Kalkhochfläche der „Causses“. Dann fällt der Weg sanft ins breite und fruchtbare Tal der Garonne ab.

Dort liegt Moissac, nach Conques ein weiterer Höhepunkt der Kunst an der „Via podiensis“. Nach der Legende wurde das Kloster von Moissac im Jahre 506 vom Frankenkönig Chlodwig I. (466/67-511) gegründet. Später förderte es Kaiser Ludwig der Fromme (778-840), der Sohn Karls des Großen. Im “goldenen Zeitalter” entstanden der Kreuzgang (um 1100) und das Südportal (um 1120). Beide gehören zum Schönsten, was romanische Bildhauerkunst hervorgebracht hat.

Nach Überschreitung der Garonne beginnt der Weg durch die Gascogne, vorbei an den ehemaligen Bischofsstädten Lectoure, Condom, Eauze und Aire-sur-l’Adour. In Saint-Jean-Pied-de-Port, einer quicklebendigen Stadt am Fuß der Pyrenäen kann der Pilger sich ausruhen, bevor er das Gebirge am legendären Pass von Roncesvalles überquert.

Markierung: Der Jakobsweg von Le Puy bis zu den Pyrenäen ist als französischer Fernwanderweg mit weiß-roten Wanderzeichen markiert.

Itinerar

  1. Le Puy → Saint-Privat-d’Allier (23,5 km)
  2. Saint-Privat → Saugues (20 km)
  3. Saugues → Saint-Alban-sur-Limagnole (32,5 km)
  4. Saint-Alban → Aumont-Aubrac (14,5 km)
  5. Aumont-Aubrac → Nasbinals (27,5 km)
  6. Nasbinals → Saint-Chély-d’Aubrac (17 km)
  7. Saint-Chély → Espalion (22 km)
  8. Espalion → Golinhac (28 km)
  9. Golinhac → Conques (21 km)
  10. Conques → Livinhac-le-Haut (24 km)
  11. Livinhac-le-Haut → Figeac (25 km)
  12. Figeac → Cajarc (30 km)
  13. Cajarc → Varaire (24,5 km)
  14. Varaire → Cahors (31,5 km)
  15. Cahors → Lascabanes (23 km)
  16. Lascabanes → Lauzerte (23 km)
  17. Lauzerte → Moissac (28 km)
  18. Moissac → Saint-Antoine (29,5 km)
  19. Saint-Antoine → Lectoure (23,5 km)
  20. Lectoure → Condom (35 km)
  21. Condom → Éauze (33 km)
  22. Éauze → Nogaro (20 km)
  23. Nogaro → Aire-sur-l’Adour (30 km)
  24. Aire-sur-l’Adour → Arzacq-Arraziguet (33,5 km)
  25. Arzacq-Arraziguet → Arthez-de-Béarn (29,5 km)
  26. Arthez → Navarrenx (30,5 km)
  27. Navarrenx → Aroue (18,5 km)
  28. Aroue → Ostabat (23 km)
  29. Ostabat → Saint-Jean-Pied-de-Port (21,5 km)
  30. Saint-Jean-Pied-de-Port → Roncesvalles (26 km)

Wegführer

  • Miam miam dodo: Via Podiensis – Jakobsweg von Le Puy-en-Velay nach Roncesvalles. Deutsche Ausgabe. Éditions du Vieux Crayon (www.levieuxcrayon.com), 2023, 288 S., mit 101 Karten im Maßstab 1:37.500 und zahlreichen Stadtplänen (erscheint im März 2023).

Pilgerberichte

  • Gerd Gellißen: 2700 km Jakobsweg. Eine Wanderung von Köln bis Santiago de Compostela. Charleston (USA) 2012 (Via Podiensis: S. 123–250).
  • Kurt-Peter Gertz: L(l)eben auf dem Weg. Zu Fuß auf dem Jakobsweg vom Niederrhein bis ans „Ende der Welt“. Solingen, Verlag U. Nink, 2005 (Via Podiensis: S. 130–204).
  • Carmen Rohrbach: Muscheln am Weg – Mit einem Esel auf dem Jakobsweg durch Frankreich. München, Verlag Frederking & Thaler, 2002, 214 S. (Nachauflagen und Taschenbuchausgabe.)
  • Heinrich Wipper: Vor 40 Jahren auf der Via Podiensis von Le Puy nach Conques (1979). In: Die Kalebasse, Nr. 66, 2019, S. 10–39.

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